Eine mit wenig Änderungen aus einer Festplatte leicht zu bauende Klingel,
die das elektromechanische Prinzip der Aktorbewegung zeigt,
Experimente mit Resonanz ermöglicht,
oder einfach nur als Designerstück dienen kann.
Über den vierten Platz beim c't Wettbewerb "Mach flott den Schrott" 2011
in der Kategorie "Originalität" habe ich mich sehr gefreut
( Klingel bei Heise Hardware Hacks ).
Der Anblick einer geöffneten Festplatte hat mich schon immer an eine
Klingel erinnert (Aktor - Klöppel, Scheibe - Glocke).
Die Speicher-Scheibe in einer Festplatte erklingt tatsächlich auch glockenartig,
wenn man sie mit z.B. einem Schraubendreher anschlägt.
Der Aktor, an dem der Festplattenkopf befestigt ist,
bewegt sich allerdings parallel zu der Speicher-Scheibe.
Da die Scheibe die Funktion der Glocke übernehmen soll,
wird eine Art Schlegel benötigt, der sich senkrecht zu dieser bewegt.
Bei einer Feder, die mit einem Ende am Aktor hebelartig montiert ist,
kann das andere Ende durch geeignete Formgebung dazu gebracht werden,
sich senkrecht zur Scheibe zu bewegen.
Aufgrund von Torsionseffekten weicht dann dieser Teil der Feder in Richtung der Scheibe aus,
schlägt diese an und bringt sie zum Klingen.
Ein richtig kräftiges Vibrieren (Klingeln) kommt allerdings nur dann zustande,
wenn die Eigenfrequenz der Drahtfeder zur Anregungsfrequenz passt (Netzteil 50 Hz).
Diese Frequenz (Resonanzfrequenz) hängt u.a. ab von der Härte der Feder
und ihrem Abstand zur Platte.
Vergleichen lässt sich diese Konstruktion übrigens mit einem Torsionsfeder-Pendel.
Klingel bei YouTube
Materialien
Blumenbindedraht (d = 1.2mm), Festplatten bzw. Festplattenteile, Schaumstoff,
Kupferlackdraht, Klingeltrafo bzw. Netzteil (Wechselspannung
Bei dieser Klingel-Version entspricht die Festplatte weitgehend ihrem Originalzustand, lediglich etwas Schaumstoff und Bindedraht werden hinzugefügt. |
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Eine einzelne aus dem Plattenstapel entnommene Scheibe ist der Klangkörper dieser Variante. Diese ist am Rand mit einer Bohrung versehen und am Gehäuse angeschraubt. |
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Hinweise zum Nachbau
Zunächst entfernt man die Platine auf der Rückseite der Festplatte
und schraubt ebenfalls die Frontplatte ab.
Dann sucht man eine Anschlussmöglichkeit des Aktors an das Netzteil, indem man die entsprechenden Leitungen
verfolgt, bis man eine Stelle findet, an der man löten kann. Hier empfiehlt sich Kupferlackdraht,
da er die Stelle mechanisch kaum belastet. Hat man es richtig gemacht, sollte der Aktor bei
Anschluss von 4--6 V vibrieren. Hier ist zu beachten, dass die Aktor-Spule nicht heiss wird.
Die Aufgabe der Schaumstoffstückchen ist, den Links-Rechts-Anschlag des Aktors zu polstern.
Sie verkleinern dabei auch den Drehwinkel. Eine Möglichkeit ist, die Dämpfer direkt in den Aktor
einzusetzen (s. Bild). Dazu hebt man den oberen Magneten mit einer kräftigen Spitzzange ab. Gut festhalten,
die Magnete sind sehr stark! Nach erfolgreichem Einsetzen sollten keine Anschlaggeräusche mehr
auftreten.
Der Draht ist so am Aktor-Arm zu befestigen, dass auf ihn ein Drehmoment wirken kann.
Man kann u.a. die Länge des Drahtes bzw. seine Biegeform variieren,
die verrücktesten Konstruktionen sind möglich.
Sehr wichtig ist der richtige Abstand des Drahtes zur Scheibe,
damit Resonanz und ihre Effekte ins Spiel kommen können.
Wenn man das geschafft hat und der Draht seinen Tanz aufführt, geht es an's Feintuning:
Spielerisch hier und da ein wenig herumbiegen, bis der Sound gefällt.
Erzielen kann man Töne bzw. Geräusche wie Schnarren, Scheppern, Klirren, Klingeln, Summen...
Schlagworte: Festplatte, Resonanz, Klingel, Aktor, Lese-Schreib-Arm
Michael Engel von dRadio zu Besuch. |
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